Politik und Recht
Der Untere Quai 1925.
Der Untere Quai 1925.

«Retten wir die Identität»

Die Stadt Biel will den Unteren Quai in Biel sanieren und umgestalten. Eine Interessengemeinschaft (IG) aus Bieler Architekten und weiteren Personen ist jedoch der Meinung, dass das vorliegende Projekt modisch, überdimensioniert und zu teuer ist. Der Berner Heimatschutz hat zusammen mit der Stiftung Landschaftschutz eine Einsprache gegen das Projekt eingereicht.

Die IG hat sich zum Ziel gesetzt, Stimmen gegen die geplante Umgestaltung des Unteren Quai zu sammeln, um ein besseres als das von der Stadt geplante Projekt «Canal éponge» zu erreichen.

Es ist nur schwer nachvollziehbar, weshalb einer der schönsten Stadträume Biels mit grossem Aufwand und wenig Fingerspitzengefühl neugestaltet werden muss. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass es in Biel zahlreiche andere Orte gibt, bei denen eine Aufwertung Not täte und einen substanziellen Mehrwert bringen würde.

Leider ignoriert das Projekt «Canale éponge» mit den gestalterisch überdimensionierten Massnahmen die Qualitäten des einzigartigen Quais. Die unterschiedlichen Baumgruppen und Oberflächenmaterialien verunklären die Linearität und Grosszügigkeit, die zahlreichen Büsche führen zu Unübersichtlichkeit und damit zu Unsicherheit tagsüber und insbesondere nachts, zudem animieren diese zu Littering.

Nebst den bereits erwähnten Defiziten bezüglich Denkmalpflege und Sicherheit wirft das Projekt zahlreiche Fragen bezüglich der Gleichstellung von Menschen mit körperlichen Einschränkungen auf, ein durchgängiges Flanieren entlang des Kanals ist nicht mehr möglich. Die geschwungene Strasse, das verstreut platzierte Stadtmobiliar und die Kleinteiligkeit der unterschiedlichen Oberflächen verunklären dieses denkmalgeschützte Ensembles.

Wo bleiben die vielzitierte Suffizienz und Nachhaltigkeit?
Vor dem Hintergrund der prognostizierten Kosten von CHF 7 Mio. für das nur 300 Meter kurze Teilstück «Unterer Quai», erscheint die beabsichtigte Ausweitung und Umsetzung des Projekts auf den gesamten Schüssraum vom See bis zur Schleuse nicht glaubhaft. Verschwiegen werden auch die zu erwartenden hohen Kosten des Unterhalts. Bereits heute fehlen Ressourcen für den Unterhalt der Grünflächen der Stadt Biel, zahlreiche Orte (Esplanade, Strandbad, Walser-Platz, Bahnhofplatz etc.) werden vernachlässigt und leiden aus Budgetgründen unter mangelnder Pflege.

Die IG fordert, dass der Untere Quai seine Identität als Promenade und Veloweg entlang dem Schüsskanal zwischen Schleuse und See bewahren kann und gleichzeitig zukunftsfähig gemacht werden soll. Es ist klar, dass sich unsere Städte dem Klimawandel anpassen müssen: Reduktion des MIV und der Parkplätze, Entsiegelung und Begrünung sind überlebenswichtig und werden von der IG explizit begrüsst. Das Projekt «Canal éponge» jedoch widerspricht trotz guter Klima-Absicht dem Charakter des historischen Quais mitten im Stadtzentrum.

Die Projektidee von «Canal éponge» orientiert sich stark am aktuellen Zeitgeist und riskiert in einigen Jahren als modische Intervention der 2020er Jahre gelesen zu werden. Ein attraktiver städtischer Aussenraum mit weniger Autoverkehr, behindertengerechtem Gehweg dem Quai entlang, mehr Sitzgelegenheiten, durchlässigen Bodenbelägen und mehr Grün lässt sich auch auf viel einfachere Weise schaffen!

Gerne bitten wir Sie um Unterstützung für eine verantwortungsvolle und zukunftsorientierte Gestaltung des Quais.

Sagen Sie per Unterzeichnung der Online-Petition Nein zum Projekt «Canal éponge»!

 

Von Reto Mosimann, spaceshop Architekten GmbH, und Catherine Preiswerk, Bauberaterin Berner Heimatschutz, Region Biel Seeland